Als Aussteller eine Messe zu besuchen, bedeutet riesigen Aufwand zu betreiben: Je nach Thema muss unter anderem der Stand konzipiert werden, sind Infomaterialien anzufertigen und das Ausstellungsteam zu schulen. Ist man in nur einem Segment unterwegs, rechnet sich der Aufwand nach absehbarer Zeit. Doch es gibt ja nicht nur die Endverbraucher/Fachbesucher-Reisemessen. Es lohnt sich, mal zu überlegen, ob das eigene Produkt nicht auch noch anderen Zielgruppen gefallen könnte, für die es meist spezielle Messen gibt. Mein Kunde, die Bremerhaven Touristik, hat das getan.
Ob Nationalmuseum Deutsches Schiffahrtsmuseum, Deutsches Auswandererhaus, Klimahaus Bremerhaven 8° Ost, Historisches Museum, Zoo am Meer oder Phänomenta – diese touristischen Einrichtungen richten sich sowohl an erwachsene Besucher als auch an Kinder und Jugendliche – und damit auch an Klassen. Mehr noch: Diese Attraktionen Bremerhavens sind sogar als außerschulische Lernorte anerkannt. Sie sind sogenannte „pädagogisch vorbereitete, bzw. vorstrukturierte außerschulische Lernorte“ (Wikipedia), deren pädagogische Mitarbeiter diverse Möglichkeiten ausgearbeitet haben, damit die in Bremerhaven angebotenen Themen Emigration/Migration, Klimawandel, MINT, Lebensräume nordischer Tiere, maritime Stadtentwicklung uvm. auch nachhaltig von den SchülerInnen angenommen werden. „Bremerhaven macht schlau und Spaß“ ist unser Slogan für das Projekt, das ich unter dem Namen „Bildung Ahoi!“ kommuniziere.
Seit 2010 geht Bremerhaven mit seinen außerschulischen Lernorten aktiv in die Öffentlichkeit. Neben der Pressearbeit in die pädagogischen Medien bieten wir den Lehrerenden im Quellgebiet mit den jährlich einmal stattfindenden „Lehrerinfotagen“ eine gesonderte Infoveranstaltung. Und wir gehen auf die weltweit größte und Deutschlands wichtigste Bildungsmesse: die didacta. Diese pendelt im jährlichen Turnus zwischen den Messestandorten Stuttgart, Hannover und Köln. Dieses Mal war die Domstadt am Rhein der Gastgeber. 874 Aussteller aus 23 Ländern kamen und Bremerhaven – und damit auch ich – war mittendrin.
Laut Messeleitung kamen an den fünf Tagen von Dienstag bis Samstag Pädagogen aller Schulformen, Erzieher, Mitarbeiter von Universitäten, Trainer und Entscheidungsträger aus Wirtschaft und Verwaltung. Wir richteten uns allerdings nur an einen Bruchteil von ihnen: an die Lehrerinnen und Lehrer der Sekundarstufen I und II. Dennoch: Von den nach Messeschluss kommunizierten insgesamt 97.000 Besuchern haben wir nicht viel gesehen. Denn der Messeleitung war nichts Besseres eingefallen, als den Bereich der Außerschulischen Lernorte und der Anbieter für Klassenfahrten zu trennen – warum auch immer. Auch für die Besucher, die möglicherweise Anregungen und Informationen für die nächste Exkursion oder Klassenfahrt suchten, war diese Entscheidung unglücklich – wer sucht schon an zwei Orten nach einem Thema? Zudem machten wir die Erfahrung, dass ein an der Küste Deutschlands gelegenes Reiseziel zwar das Privatinteresse hervorruft, eine Fahrt mit Schülern dorthin aber als mit „zu weit weg“ abgewiesen wird.
Unser Fazit nach Messepräsenzen in allen drei didacta-Standorten: Köln lohnt sich als Messestandort für Bremerhaven und dieses Thema ebenso wenig wie Stuttgart, nur Hannover ist wichtig. Angesichts des betriebenen Aufwands eine ernüchternde Bilanz. ABER: Hätte die Bremerhaven Touristik diesen Aufwand nicht betrieben, wäre sie nicht fundiert zu dieser Erkenntnis gekommen. Solch Bilanza eber auf Basis eigener Erfahrung zu ziehen macht für künftige Entscheidungen sicher.
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