Nach New York zu kommen ist einfach: Ticket kaufen, in den Flieger setzen, Bordkino anschauen und schon ist man da. In der Stadt meines Traums einen Praktikumsplatz zu finden ist dagegen schier unmöglich. Jedenfalls für eine Frau jenseits der 35.
Das Problem ist, dass ich einfach zu spät dran bin. Hätte ich meinen Traum – vier Wochen Praktikum in New Yorker PR-Agentur – gleich realisiert, als ich ihn hatte, also vor 20 Jahren, wäre das wahrscheinlich unkompliziert durchzuziehen gewesen. Über 35jährige bekommen jedoch das notwendige Visum nicht, da sie nach Meinung der amerikanischen Behörden wohl die Weiterbildung auf diesem Level nicht mehr brauchen.
Meine Kontaktaufnahme von März kann ich – bis auf eine wunderbare Ausnahme – getrost zu den Akten legen. Entweder gab es gar keine Rückmeldung oder Absagen. Bis auf eine Agenturverantwortliche, die eine reizvolle PR-Agentur im „Big Apple“ führt und sich mit mir auf der ITB getroffen hat. Da eventuell amerikanische staatliche Stellen mitlesen nenne ich sie der Einfachheit halber „die Kollegin“. Denn die USA, die keine Meldepflicht kennen, sind in Sachen Arbeitserlaubnis aus Sorge um die Möglichkeiten für ihre Mitmenschen ganz rigide. Nach deren Verständnis ist ein Praktikum einfach Arbeit. [Bedingungen] Doch eine Arbeit ist ohne Visum nicht möglich, also würde sich „die Kollegin“ große Schwierigkeiten einhandeln, wenn sie mich einfach so in ihren Agenturräumen als „Praktikantin“ machen ließe, was ich so gerne tue: PR-Maßnahmen konzipieren, analysieren, umsetzen.
Ihr verdanke ich aber einen wertvollen Hinweis auf die Auszeit-Agentur. Nach dem Telefonat mit Inhaberin Daniela Scholl hatte ich eine beeindruckend mehrseitige Liste mit Organisationen vor mir, die ein sogenanntes „B1/B2 Visum“ ermöglichen. In dieser Auflistung recherchiere ich immer mal wieder, denn diese Organisationen stellen die einzige Möglichkeit dar, wenn schon nicht in einer Agentur, dann doch wenigstens in der PR meine vier New-York-Wochen zu verbringen. Doch will ich das???
Durch diese Stagnation ist der NY-Monat inhaltlich plötzlichwieder ganz offen. Seit dem 1. Januar bin ich meinem Traum nachgegangen, habe mich grundsätzlich dafür entschieden, bin in dem Sinne aktiv geworden. Allein das fühlt sich super an. In den letzten Wochen habe ich zudem viele Dokus über den Big Apple gesehen und bin dabei auf spannende Themen gestoßen. Meine Neigung zur Literatur der Dorothy Parker führt dazu, dass ich mich momentan genussvoll intensiver denn je mit der „spitzen Großstadtzunge“ beschäftige. Außerdem nimmt parallel eine weitere Idee für die Zeit in New York deutlichere Konturen an. Mal sehen, wie sich das Ganze weiter entwickelt.
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