Noch bis morgen läuft eine spannende Blogparada mit dem Thema „Mehr Wertschätzung für Solo-Unternehmer„, die Coach Monika Birkner initiiert hat. Viele spannende Beiträge sind schon erschienen, die Monika Birkner in ihrem Blogbeitrag vorstellt und kommentiert.
Lange habe ich überlegt, was mein Beitrag dazu sein könnte. Als ich vor wenigen Tagen mit einer Kollegin zusammensaß sprang mich „mein“ Thema förmlich an: Herzensprojekte. Was diese der Welt geben können, möchte ich am Beispiel meiner Kollegin Anja Polaszewski illustrieren.
Herzensprojekten zu folgen ist ein großer Vorteil von Solo-Unternehmern. Wie weit diese gedeihen können, zeigt die Verlegerin Anja Polaszewski, mit der ich vor wenigen Tagen sprach. Sie ist seit zwei Jahren im Artland zu Hause – der Liebe wegen. Wie ich. Uns eint zudem eine langjährige Berlin-Vergangenheit, die Lust an der Sprache und das Wohlfühlen in der neuen Heimat.
Anja arbeitet als Journalistin und Schriftstellerin und ist seit 2010 auch Verlegerin. Ein eigenes Manuskript über die Liebe machte den Anfang, mittlerweile hat sie vier weitere Bücher herausgegeben. Darunter im November 2012 die Anthologie „Auf Reisen“. Da Reisen ja mein Thema ist, habe ich mich mit der Publikation mal näher beschäftigt.
Die Kurzgeschichten heißen „Das Rad des Schicksals“, „Zurück“, „Endstation“ und „Viva la familia“ und führen unter anderem nach Island, Südafrika, Ostpreußen und in die Dominikanische Republik. Vor allem aber – und diese Qualität ist der große Verdienst der Anthologie – führen sie zu einem selbst. Denn obwohl viele Geschichten als klassische Reisegeschichten erzählt werden, wird Reisen in nahezu jedem Text als Selbsterfahrung beschrieben. Das hat die Lektüre, trotz der unterschiedlichen Güte, für mich sehr anregend und lohnenswert gemacht.
Diese Leistung ist umso bemerkenswerter, als das nur sehr wenige der dreißig Autoren und Bildkünstler, die Anja in die Anthologie aufgenommen hat, hauptberuflich Schriftsteller sind. Stattdessen veröffentlicht sie die Texte von Menschen zwischen 16 und 76 Jahren, die sich teilweise zum ersten Mal mit ihren Manuskripten an die Öffentlichkeit gewandt haben. Den Mut dazu haben sie wahrscheinlich bekommen, weil Anjas Ausschreibungen auf ihrer Website und via Facebook sehr animierend sind (momentan sucht sie gerade Manuskripte für die nächste Anthologie, in der es um das „Älterwerden“ gehen wird). Obwohl unhonoriert, wurden rund 200 Texte für das Reise-Buch eingereicht; die Qual der Wahl hatte dann eine Jury. „Teilweise haben wir lange diskutiert, ob die Geschichte es wert ist, veröffentlicht zu werden“, beschreibt Anja den Prozess, in den sie sowohl Berufskollegen eingespannt hat, als auch leidenschaftliche Leser.
Herausgekommen ist mit „Auf Reisen“ eine Publikation, die zeigt, welch schriftstellerisches Potenzial in Deutschland schlummert. In Zeiten, in denen nahezu jeder annähernd technik-affine Mensch seine Ergüsse veröffentlichen kann, mag sich das seltsam anhören. Doch gerade weil Anjas Verlagspublikationen wegen der Juryauswahl durch einen engen Filter müssen, macht sie die Schätze deutlich, die noch zu heben sind. Sie lenkt den Blick auf Jene, die sonst in den großen Verlagsmaschinerien keine Chancen hätten, deren Botschaften uns aber etwas zu sagen haben. Ich finde das einfach großartig und bewundere Anjas Engagement. Sie selber gibt sich ganz bescheiden: „Die Themen und Manuskripte kommen einfach auf mich zu.“
Lieblingsgeschichten habe ich in der Anthologie gleich drei gefunden: In „Lichter, Jazz und Lebensfreude“ findet der Autor Arne Hilke so wunderbare Worte über seine Erlebnisse in Chicago, dass mich die Stadt gar nicht mehr loslässt. Und in „Radames“ stellt Philipp Tekampe einen so schrägen Typen vor, dass ich dessen Schrullen einfach nur gern haben kann. Den schönsten Satz aber formuliert Lisa Herden in ihrer Australien-Geschichte „Die echten Dinge“: „Ich musste niemand sein, außer mir selbst.“ Das ist es, was ich persönlich am Reisen so liebe: Zeit für mein pures Sein. Dessen Erlebnisse dann wieder neue Energie in mein Leben als Solo-Unternehmerin bringen und damit auch Kraft für Herzenprojekte.
Anja Polaszewski: „Auf Reisen“. Anthologie. polamedia Verlag. 1. Auflage November 2012. 9,95 Euro.
Der Verlag im Netz und auf Facebook
Text: Dörte Behrmann
Liebe Frau Behrmann,
ganz herzlichen Dank für diesen Beitrag, die Hinweise auf das Buch und auf Anja Polaszewski. Der Satz “Ich musste niemand sein, außer mir selbst.” ist ein Satz, der aus meiner Sicht ein Mantra für Solo-Unternehmer sein kann. Wie Sie eingangs erwähnen, ist die große Chance für Solo-Unternehmer, Herzensprojekte zu verwirklichen. Das heißt nach meinem Verständnis: Sie selbst sein zu können. In gewisser Weise ist auch Solo-Unternehmertum eine Reise, auch eine Reise zu sich selbst. Und jeder Kunde eröffnet einem eine neue Welt, die man staunend betreten und „erkunden“ kann (gibt es etymologische Zusammenhänge?) und in die man sich selbst mit seinen Herzensprojekten einbringen kann, so dass man gemeinsam etwas noch Größeres erschaffen kann.
Im Alltag geht diese Sichtweise leicht verloren. Umso schöner ist es, über Ihren Beitrag wieder daran herangeführt zu werden.
Liebe Frau Behrmann, liebe Frau Birkner,
dieser Beitrag ist ein Paradebeispiel für die unendlich vielfältigen Geschenke des Lebens und ihrer Wertschätzung. Die Fülle ist so groß, dass unmöglich alles gesehen, gelesen, kommentiert, geschweige denn „verdaut“ werden kann. Es ist wie bei einem anderem Beispiel aus meiner (physischen = nicht virtuellen) Nachbarschaft: Ein riesiger Süßkirschbaum trägt jedes Jahr so viele Früchte, wie sie nie vom Besitzer selbst mit Unterstützung von Freunden und Bekannten geerntet werden können.
Tatsächlich verströmt sich diese Fülle überall im Leben, wenn sie nur (zu-)gelassen wird. Schön, wenn sie den jeweils „Richtigen“ in den Schoß fallen, von ihnen genossen und vervielfältigt werden darf.
Moin Frau Hahn,
herzlichen Dank für die freundliche Rückmeldung und ihren schönen Vergleich des Beitrags/Buches mit einem so üppigen Kirschbaum. Die Fülle, die uns einerseits so gut gefällt und an das Wunderhorn des Lebens erinnert, überfordert aber auch manchmal. Von daher bin ich sehr dankbar, manchmal Wegweiser, denen ich vertraue und die ich schätze, durch die Fülle nutzen zu können.
Freundliche Grüße von Dörte Behrmann
Hallo und herzlichen Dank für die Buchvorstellung. Es freut mich, dass es meine Geschichte es unter Ihre Top 3 geschafft hat.
LG
philtek (Philipp Tekampe)
„Dafür nich“, lieber Philipp Tekampe, wie wir Norddeutschen gerne in solchen Fällen sagen.
Einfach überzeugend geschrieben. Sehr berührend. Viel Erfolg weiterhin – auch mit dem Blog http://www.philtek.de/
Liebe Grüße von Dörte Behrmann