Fürs neue Jahr habe ich mir vorgenommen, mehr über meine Arbeit zu berichten und sie sichtbarer zu machen. Dazu eignet sich momentan nichts mehr als ein komplexes Projekt, das ich gerade für das Deutsche Schiffahrtsmuseum (DSM) in Bremerhaven umgesetzt habe. Meine Aufgabe lag darin, für eine befristet Sonderausstellung ein spannendes Rahmenprogramm zu entwickeln, dies zu organisieren, zu kommunizieren, zu realisieren und zu evaluieren. Kurz gesagt: Das Rahmenprogramm musste dem hohen Renommee des Hauses entsprechen und ich sollte für seinen Erfolg sorgen. Von August 2013 bis heute hat mich diese schöne Aufgabe beschäftigt. Die Abschiedsworte der geschäftsführenden Direktorin, „hervorragende Arbeit“ geleistet zu haben, sind das Sahnehäubchen auf diesem Projekt.
Erste Herausforderung
„Zukunft leben: Die demografische Chance“ heißt die Sonderausstellung, die das Deutsche Schiffahrtsmuseum vom 15. November 2013 bis zum 9. Januar 2014 gezeigt hat.Dieser spannende Zweiminüter zeigt den Ansatz der Ausstellung und worum es geht:
Demografie? Im DSM? Wo das Haus doch das nationale Schiffahrtsmuseum Deutschlands ist, seit es 1975 eröffnet wurde. Diese Frage nach dem Kontext von Ort und Thema galt es, als erstes in der Kommunikation zu beantworten.
Warum also dies Thema? Ganz einfach: Das DSM versteht sich als „Schaufenster der Forschung“ und ist auch Themen gegenüber offen, die von hohem gesellschaftlichem Wert sind. So steht es in meiner Pressemeldung , die bei der Auftakt-Pressekonferenz veröffentlicht wurde. Außerdem ist das DSM eines der 89 außeruniversitären Forschungseinrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft. Und die hat diese wandernde Sonderausstellung (vorher schon in Berlin, Dresden, Mainz und Bochum; danach in München) im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung entwickelt und in ihren Häusern gezeigt.
Die Frage nach dem Warum konnte also bereits am Anfang nachvollziehbar beantwortet werden. Sie spielte in der weiteren Kommunikation keine große Rolle mehr.
Zweite Herausforderung
Während im einen Teil des DSM geforscht wird – zum Beispiel zur maritimen Archäologie – managen andere Museumsmitarbeiter den Betrieb im eigentlichen Museumsgebäude, das aus insgesamt 21 Teilausstellungen besteht. Hier scheint es ALLES zu geben, was zum Thema Seeschifffahrt gehört. Keimzelle und der Hingucker des Museums ist übrigens eine Original Hansekogge von 1380. Dies Haus als einen lebendigen Ort der Forschung und des Interesses zu halten setzt kreative Köpfe voraus. Nicht verwunderlich also, dass mir meine Dauer-Ansprechpartnerin schon am ersten Einsatztag vor Ort eine Liste mit Einfällen für das Rahmenprogramm übergab, die die KollegInnen bereits zusammengetragen hatten. Der Balanceakt bestand nun darin, die Ideen an die dramaturgisch passende Stelle zu rücken und gleichzeitig die eigene Kreativität spielen zu lassen. Denn auch derentwegen war ich engagiert.
Dritte Herausforderung
Was die Sache so gar nicht einfacher machte: Die Sonderausstellung fand überwiegend dann statt, als ‚alle Welt‘ nach Geschenken, Lebkuchen und Klingeling lechzte – in der Adventszeit, über Weihnachten, über Silvester und Neujahr. Wir mussten einfach das Beste daraus machen.
Die Ziele
Entsprechend den vielen Hüten, die ich im Rahmen dieses Projektes aufhatte, ergaben sich die Ziele:
- für die Konzeption – das Rahmenprogramm ist attraktiv und bindet Bremerhavener / Bremer Experten zum Thema ein; dadurch intensiviert das DSM seine Vernetzung in der Region
- für die Kommunikation – über die Sonderausstellung wird (vorrangig von den regionalen) Medien (in Bremerhaven, Bremen und im Nordwesten) berichtet und renommierte Medienpartnern werden erfolgreich akquiriert.
- für die Organisation – die Veranstaltungen sind optimal vorbereitet und laufen reibungslos ab
Die Umsetzung
Insgesamt sieben Veranstaltungen zum Thema „Demografischer Wandel“ hat das DSM von Mitte November 2013 bis Anfang Januar 2014 angeboten. Zwei – das Museumsgespräch und der Aktionstag / Familientag – waren im Format vorgegeben, die anderen wurden von mir entwickelt.
Dankbarerweise haben sich die Direktorinnen des DSM auch auf Experimente eingelassen: So sollte es am 3. Dezember eine Fishbowl geben; ein ungewöhnliches Format, in dem Großgruppen besser und konstruktiver miteinander diskutieren. Da an dem Abend aber nur rund 20 Menschen den Weg ins Museum fanden, haben wir die sich entwickelnde muntere Diskussion auch ohne Platzwechsel zugelassen. Die Veranstaltung war großartig, auch wegen der beiden auskunftsfreudigen Experten zum Thema Demografie und Auswanderung.
Alle Erwartungen gesprengt hat der Familientag am Sonntag, 5. Januar 2014. Rund 1200 Besucher nahmen im kunstvoll geschachtelten Gebäude – Architekt: Hanns Scharoun, ein Bremerhavener, der auch das Berliner Kunstforum entwickelt hat. – dankbar jedes Infoangebot an: Kinderschminken (wer wollte auch „auf alt“), eine Astrologin mit Hinweisen der Sternenkonstellation zur demografischen Chance 2014, Vorträge zu „Altern in Würde“ und „Demografie und Kreuzfahrt“, Sonderführungen durch das Museum und die Sonderausstellung, Filmvorführungen. Höhepunkt und Zugpferd war die Bremerhavener Gruppe „Instant Impro“, die auf Zuruf humorvolle Sketche zu den Themen Altern und Zukunft brachte.

Kinderschminken – wer wollte auch „auf alt“ mit Falten und müden Augen

Die Theatergruppe Instant Impro hatte allerhand Ideen zu den Themen der Sonderausstellung
Eine Finissage am 9. Januar 2014 beendete stilvoll die Ausstellungszeit. Zweimal musste die ungewöhnliche Tanzgruppe lis:sanga ji aus Berlin den Bolero geben, so begeistert war das Publikum über die Vorführung der Damen und Herren jenseits der 70 Jahre.

Bewegende Tanzvorstellung der Gruppe lis:sanga ji: der „Bolero“ von Marice Ravel
Die Besonderheit
Um das auf den ersten Blick für den Ort (steht für Seeschiffahrt) so ungewöhnliche Thema (Demografie) besser miteinander zu verbinden habe ich nach einem passenden Give-away gesucht, das auch den Sponsoren als Präsentationsfläche dienen konnte. Im Kopf spukten Stichworte wie „Alt werden – Vergessen – Erinnern – Seemann – Schiff – Tau – man macht sich einen Knoten ins Taschentuch zur Erinnerung“ herum und herausgekommen ist dies:
Ein Erinnerungs-Tütchen aus Papier, in dessen Inneren ein Stück Tau für den Achterknoten und eine Anleitung. Auf der Vorderseite das Corporate Design der Sonderausstellung, die Sponsorenlogos schmücken die Rückseite. Die Tütchen wurden an alle Besucher der Ausstellung sowie alle Teilnehmer der Sonderführungen vergeben. Dankbarerweise war das Kassenpersonal so freundlich, die vielen hundert Erinnerungs-Tütchen mit den „Innereien“ zu füllen.
Die Zusammenarbeit
Als Soloistin sitze ich überwiegend allein in meinem Büro, das ist auch O.K. so. Große Freude hat es mir dennoch gemacht, im Rahmen des Projektes regelmäßig im Museum zu arbeiten, Seite an Seite mit der großartigen Veranstaltungsmanagerin und mit direktem Blick auf die Weser. Die Kollegin hatte alle Hände voll zu tun mit weiteren Sonderausstellungen, die im DSM anstanden, doch in echtem Teamwork haben wir die Veranstaltungen „meiner“ Demografie- Ausstellung gemeinsam im Detail organisiert und umgesetzt. Hand in Hand konnte ich auch mit der neuen PR-Frau, die für Wissenschaftskommunikatorin zuständig ist, zusammenarbeiten. Konstruktiv war die auch die Zusammenarbeit mit den vier Damen der „Führungs-Crew“, den Gästeführerinnen, die sich bewundernswert tief in die für sie ja auch völlig neue Materie eingearbeitet haben. Die beiden Direktorinnen wurden von mir regelmäßig mit Statusberichten informiert und um Entscheidungen gebeten.
Zu großem Dank verpflichtet bin ich auch all den Ansprechpartnern in den angeschlossenen Forschungs-Gemeinschaften, die äußerst unterstützend gewirkt haben.
Das Ergebnis in Stichworten
Sonderausstellung „Zukunft leben: Die demografische Chance“ vom 15.11.2013 bis 9.1.2014 im Deutschen Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven
- Rahmenprogramm aus sieben Veranstaltungen: Eröffnung, Diskussionsrunden, Vorträge, Aktionstag, Finissage
- 5 Medienpartner, darunter den Weser-Kurier, Nordwestradio, Nordwest-Verlag und die Nordsee GmbH (sponserte ein opulentes Fischbuffet zur Eröffnung)
- Sonderaktion mit „Erinnerungs-Tütchen“
- Pressearbeit: Auftakt-Pressegespräch, Pressemappe, Basis-Pressemeldung; Exklusiv-Führung von Medienvertreterin; Radio-Interviews; sechs Pressemeldungen als Vorankündigungen der Veranstaltungen, erfolgreiche Bewerbung als „Ausstellung des Monats“ unter www.museumskalender.de; Pressetexte in Medien der Busfachpresse; insgesamt 31 redaktionelle Beiträge über die Sonderausstellung und das Rahmenprogramm
- Rund 1500 Besucher zu den Veranstaltungen
Mein Resümee
Dieses Projekt gehört zu denen, die mich richtig stolz und glücklich machen: Ich konnte in ziemlicher Freiheit und selbstbestimmt mit und in einem tollen Team kreativ wirken und alle meine Konzeptions-/Kommunikations-/Organisations-und Umsetzungs-Kompetenzen einsetzen. Zu sehen, das sowohl die Museumsleute, die Medienvertreter, die Sponsoren, alle Kooperationspartner und die Besucher große Freude an meinen Arbeiten hatten ist einfach großartig!
Danke für dieses wunderbare Projekt, liebe DSMler!
Fotos:
Michael Jungblut_Atelier Brueckner , Deutsches Schiffahrtsmuseum, Elke Kreowski, Dörte Behrmann
Tolle Arbeit – gratuliere! Und natürlich bin jetzt besonders gespannt auf die Ausstellung, die letzte Donnerstag im Deutschen Museum in München eröffnet wurde.
Herzlichen Dank, liebe Barbara. Die Ausstellung lohnt sich wirklich, sehr facettenreich. Und Konzepte, die eher die Chancen als die Risiken nach vorne stellen finde ich persönlich ja eh immer ansprechender. Viel Freude beim Blick in die Zukunft.