Kontakte und Netzwerke sind im Berufsleben unerlässlich. Sie geben soziale Wärme, lassen (wichtige) Informationen leicht fließen und stärken mental. Menschen zu treffen, die ich schätze oder sogar mag, denen ich vertraue, gehört für mich mit zum Schönsten. Kein Wunder also, dass die Internationale Tourismusbörse Berlin (ITB) meine Lieblingsmesse ist: Sie ist einfach ein internationales Klassentreffen. Bei dem der Weiterbildungseffekt und der Blick in die „Nachbarklassen“ auch nicht zu kurz kommen. Hier meine Messeeindrücke der vor wenigen Tagen absolvierten 48. Reisemesse – meiner 18. – in einer kleinen Serie.
Das Experiment Fernbus
Seit Ende 2012 hat die Bahn im Fernverkehr Konkurrenz bekommen, seitdem ist der Markt der Fernbusse liberalisiert. Mittlerweile haben sich die entstandenen Unternehmen im Markt etabliert und in meinem Netzwerk tauchten verstärkt Erlebnisberichte auf. Das hat mich neugierig gemacht und ich entscheid mich für die ITB zu einem Selbsttest. Hier die drei wichtigsten Erkenntnisse:
- Von Kleinstadt zu Weltstadt nur umständlich. Die Linie heißt Osnabrück – Berlin, nicht Quakenbrück – Berlin. Bedeutet: Anfahrt mit Zug oder Auto und ein unangenehmes weil unterbrochenes Fahrgefühl von Wohnort zu Arbeitsort.
- Mitgefangen, mitgehangen. Stau auf der Autobahn ist in / aus Richtung Berlin ja schon vorprogrammiert. Und so kam es auch. Obwohl der Bus Dank cleverem Navi auswich und eine Ausweichstrecke auf der Landstraße nahm, verzögerte sich die Fahrt um mehr als eine Stunde. Bedeutete für die Weiterfahrt: Nervosität, ob der Anschluss klappt (Tat er, bin gerannt).
- Servicelöcher. Zugegeben, die Durchsagen vom Fahrer, der zugleich auch Schaffner, Kontrolleur und Kofferpacker ist, sind wesentlich charmanter, als die im Zug. Doch warum die Kaffeemaschine – mit der geworben wird – auch bei der Rückfahrt nach fünf Tagen immer noch nicht repariert war, erschließt sich mir nicht. Und auch das W-LAN, ein weiteres USP der Fernreisebusse, ist nicht stabil. Um die auf fünf Stunden angelegte Fahrtzeit zu nutzen hatte ich mir vorgenommen, einen Film zu sehen und im Internet zu recherchieren. Das war nur sehr eingeschränkt möglich.
Fernbusse sind für mich alter Wein in neuen Schläuchen. Die Unternehmen schaffen es zwar durch ein ungewöhnliches Outfit (quietsch-grüne Busse) und niedrige Preise (Osnabrück – Berlin für 18 Euro) eine Reiseform, die als „old fashioned“ gilt, hip zu machen. Nicht überraschend: Fernbusse sind besonders bei Rentnern und jungen Leuten beliebt. Doch mein Fazit lautet: Meine Reiseform ist das nicht.
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