Einmalig in Deutschland: Seit Jahrhunderten gibt es den „Osterräderlauf“ im lippischen Lügde (Nordrhein-Westfalen)
Wer zu Ostern kurz mal raus und ein neues Urlaubsgebiet entdecken will, dem empfiehlt sich die Kleinstadt Lügde in Westfalen-Lippe: Eingebettet in die sanften Hügel zwischen Weserbergland und Teutoburger Wald locken eine historische Altstadt mit originellen Cafés und Restaurants sowie mehr als 120 Kilometer Rad- und Wanderwege. Eine wirkliche Sensation aber ist der „Osterräderlauf“, den es so nur in Lügde gibt: Seit mindestens 1743 – wahrscheinlich schon tausend Jahre länger – wird das funkensprühende Spektakel am Ostersonntag durchgeführt. Zu diesem faszinierenden Schauspiel werden alljährlich viele Tausend Besucher von nah und fern erwartet. Der Ablauf ist seit Urzeiten gleich, was neben der Nähe zu den maximal 50 Stundenkilometer schnellen mannshohen Feuerrädern einen eigenen Reiz ausmacht. Seit April 2014 gehört der Osterräderlauf auch zum „Inventar des Immateriellen Kulturgutes“ von Nordrhein-Westfalen mit einer Empfehlung für die Bundesliste. Informationen zu dieser einzigartigen Veranstaltung gibt die Touristinfo Lügde unter 05281-770870 oder touristinfo@luegde.de.
Das traditionelle Programm in 2015 beginnt am Karsamstag, 4. April, um 17 Uhr mit dem Einholen der dann seit sieben Tagen gewässerten Räder aus dem heimischen Flüsschen, dazu spielt eine Fanfarenkapelle. Der Ostersonntag startet um 13 Uhr mit einem Blaskonzert, bevor ab 15 Uhr die Osterräder auf dem 285 Meter hohen Osterberg mit rund 20 Bund extra-langem Roggenstroh auf vier Meter Breite gestopft werden. Gegen 21 Uhr werden dann die Räder im Abstand von wenigen Minuten angezündet und den Osterberg hinab geschickt. Zum Abschluss folgt noch ein prachtvolles Höhen-Feuerwerk. Den ganzen Tag über beschäftigt ein vielfältiges Programm die Besucher.
Zur Wahrung des Brauchtums gehört aber nicht nur der über Jahrhunderte unveränderte Programmablauf, sondern auch, dass alte Handwerkstradition lebendig gehalten werden. Sechs Räder sind aktuell im Gebrauch, die, wie ihre Vorgänger zuvor, aus abgelagertem Eichenholz mit einem Durchmesser von 1,70 Meter hergestellt wurden. Stahlbolzen halten das Holz in vier Lagen zusammen, so dass das Rad 26 bis 28 Zentimeter dick ist. Diese Größe hat Gewicht: bis zu 280 Kilo wiegt jedes Rad. Den Außenrand verziert jeweils ein eigener Spruch mit Bezug zur Geschichte. „Meine Ahnen sind die Kelten und Germanen, jetzt lauf ich in Christi Namen“ steht auf dem ältesten, 1985 erbauten Osterrad, „Deutschland einig Vaterland“ auf dem 1990 errichteten. Um die Füll-Länge des benötigten Strohs zu erzielen, wird sogar extra angebauter Roggen aus einer speziellen Züchtung veredelten Saatguts genutzt. Ungefähr 20 Bund des Roggenstrohs werden dann an Ort und Stelle nur mit vorbereiteten gedrehten Haselnussruten in jedes Rad eingeflochten, damit sich das Stroh bei den vielen Hangsprüngen am Osterberg nicht vorzeitig aus dem Rad löst.
Auch wenn die historische Stadt Lügde am Ostersonntag aus allen Nähten zu platzen droht – für die Besucher stehen ausreichend kostenfreie Parkplätze in Laufnähe zum Veranstaltungsort bereit. Für die musikalische und leibliche Versorgung ist auch gesorgt. Die Veranstaltung kostet 5 Euro pro Person. Ausreichend Hotelkapazitäten bieten Lügde, Bad Pyrmont und die angrenzenden Stadt Schieder-Schwalenberg. 3.259 Zeichen
Dechenverein Lügde / Osterräderlauf
Oberdeche : Uwe Stumpe
Brückenstraße 9
32676 Lügde
E-Mail : info@osterraederlauf.de
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