Mit dem Siegel „Vorbildunternehmerin“ darf ich seit Herbst letzten Jahres werben, da ich eine von 180 Unternehmerinnen bin, die vom Bundesministerium für Wirtschaft (BmWi) aus einem Wettbewerb als „Vorbild-Unternehmerin“ hervorgingen. Bei der Ernennung Mitte September 2014 hat mich das ziemlich stolz gemacht – doch jetzt, wenige Monate später, bleibt nur ein schaler Nachgeschmack. Denn die Projekt-Energie ist ganz schnell verpufft.
Mehr als 360 Bewerberinnen aus ganz Deutschland haben sich auf der extra dafür eingerichteten Website beworben, um als „Vorbild-Unternehmerinnen“anderen Frauen Mut zur Selbstständigkeit zu machen. Auch mich hat die Ausschreibung sofort angesprochen und so war der umfangreiche Fragebogen schnell ausgefüllt.Die Vorstellung, all das, was ich in den 18 Jahren meiner Selbstständigkeit an Ermutigung und Unterstützung von vielen Menschen erfahren habe, weiter geben zu können, war dabei starke Motivation. Auch gefällt es mir, andere Menschen beim Realisieren ihrer Träumezu begleiten.
Rund 180 Frauen aus ganz Deutschland wurden dann von einer Jury ausgesucht. In der Jury waren:
- Dr. Margarita Tchouvakhina, Abteilungsdirektorin in der volkswirtschaftlichen Abteilung der KfW Bankengruppe
- Iris Kronenbitter, Leiterin der bundesweiten gründerinnenagentur (bga)
- Dr. Armgard Wippler, Leiterin des Grundsatzreferates für Mittelstandspolitik im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi)
- Dr. Marc Evers, LeiterReferat Existenzgründung, Mittelstand, Unternehmensnachfolge des Deutschen Industrie- und Handelskammertages e.V.
- Matthias Krämer, Leiter Abteilung „Mittelstand, Familienunternehmen und Verbandsentwicklung“ im Bundesverband der Deutschen Industrie
Alles erfahrene und mit dem Thema vertraute Experten, so scheint es. Die zwei wichtigsten Kriterien, denke ich, sind die Begeisterung für die Selbstständigkeit und die unternehmerische Erfahrung. Frau sollte für ihr Unternehmerinnentum „brennen“ und mit dem eigenen Feuer andere Frauen anstecken. Das Ganze lässt sich auf zwei Ziele reduzieren:
- die Vorstellung über weibliches Unternehmertum soll sich wandeln
- die Vorbild-Unternehmerinnen machen anderen Frauen Murt zur Selbstständigkeit.
So weit, so gut.
Bei der Auftaktveranstaltung Ende Oktober war ich in New York und konnte in Berlin leider nicht dabeisein. Zu schade.
Einen wunderbaren – und wie mir durch das Feedback scheint: absolut richtigen – Eindruck vom Nachmittag mit Bundeswirtschaftsminister Siegmar Gabriel gibt dieser Blogbeitrag von Ghania Ibelaidene wieder. Die Subline „Rebellische Frauen zu Gast bei Sigi“ lässt schon ahnen, dass es nicht ganz rund lief:
Da prallten zwei Welten aufeinander: pragmatische, gut organisierte und erlebnisorientierte Vollblut-Unternehmerinnen und ein ergebnis-offener Ansatz des BMWi.
Denn wie die Vorbild-Unternehmerinnen die Ziele des Projektes erreichen sollten, war überhaupt nicht geklärt. Und, das ist das Schlimme: ist bis heute nicht geklärt. Die Berlin-Teilnehmerinnen hatten anscheinend schnell nicht nur ein Gemeinschaftsgefühl entwickelt sondern spürten auch eine Verantwortung gegenüber den Zielen, denn flugs wurde eine geschlossene Gruppe bei XING installiert, über die seitdem viel Austausch läuft. Es wurde auch eine google-Map aufgebaut, auf der die Vorbild-Frauen sich zeigen.
Vor allem aber hat frau sehr schnell eine Liste mit Vorschlägen zusammengetragen und ans Ministerium übergeben, um dem Projekt zielgerichteten Schwung zu geben. Passiert ist bislang sehr wenig.
Anfang Dezember gab es vom Ministerium ein „Papier zur Initiative“, in der so einiges für 2015 angekündigt wurde.
Tatsächlich ist jetzt ein wenig Zug in der Sache, seit die Gründerinnenagentur beauftragt wurde, das auf zwei Jahre angelegte Projekt zu managen.
Mal sehen, vielleicht werbe ich ja doch bald ganz stolz mit der Auszeichnung. „Vorbildunternehmerin“ zu sein ist jedenfalls ein schönes Gefühl.
Vorbildlich, liebe Dörte, Gratulation! Ein funktionierendes Unternehmerinnen-Netzwerk ist doch auch was wert. Öffentlichen Aktivitäten sind eben oft auf die Legislaturperiode begrenzt – aber, immerhin. Nun hast du ein prima Siegel – das vielleicht über den einen oder anderen Auftrag entscheidet, warum nicht. Umgekehrt wärs saukomisch: „Männerunternehmen – Vorbild-Unternehmer“ *kicher
Danke Ina.
Das Netzwerk untereinander ist in der Tat die schönste Entwicklung in dem Projekt. Plane gerade mit drei anderen Vorbildunternehmerinnen eine Veranstaltung in unserer Region. Darüber in Kürze mehr.